Das Architekturforum lädt am 4. August zu einem besonderen Ortstermin ein. Auf dem Programm steht ein Rundgang am Gewerbegebiet Kräutergarten Nord unter zeit- und stadtbaugeschichtlichen Aspekten. Die zeitgeschichtliche Einführung übernimmt Monika Lücking von Zum Beispiel Dachau (Arbeitsgemeinschaft zur Erforschung der Dachauer Zeitgeschichte). Zu Stadt- und Landschaftsplanung der Konversion berichten Landschaftsarchitektin Gunda Reuter und Architekt Christian Stadler vom Architekturforum Dachau. Die Teilnehmer erhalten u.a. die Gelegenheit, das Gebäude des früheren Bienenhauses zu besichtigen. Ausklang ist im Foyer des Betriebsgebäudes der Firma Marco Systemanalyse und Entwicklung in der Hans-Böckler Straße 2.
Der Rundgang umfasst ein Areal, wo bis 1945 das Dachauer Moos unter mörderischen Bedingungen von KZ-Häftlingen als „Plantage“ urbar gemacht wurde. Heute arbeiten hier hunderte Menschen für Dachauer Unternehmen. Man kann Torten konsumieren, Schrauben kaufen und vieles mehr. Die als „Freiland I“ bezeichnete Anbaufläche des ehemaligen SS-eigenen Musterbetriebs der Deutschen Versuchsanstalt für Ernährung und Verpflegung GmbH - beschönigend „Kräutergarten“ genannt - wurde Ende der 1950er Jahre von der Stadt Dachau erworben und inzwischen vollständig als Gewerbegebiet entwickelt und vermarktet. Die von der Stadt mit erworbenen und zentralen Baulichkeiten im Norden stehen – soweit noch erhalten – unter Denkmalschutz und sind nach Jahrzehnten der Verpachtung bzw. des Leerstandes sichtbar abgenutzt. Nur für die nahezu vollständig verfallenen Gerippe der Gewächshäuser und ihre Kopfbauten besteht die zeitnahe Aussicht auf Übernahme durch die Stiftung Bayerische Gedenkstätten. In der Folge sollen Ideen und Wege entwickelt werden, die die verbliebenen Baulichkeiten erhalten, um dort in würdiger Weise an die Geschichte der Plantage zu erinnern und über ihre Nachgeschichte aufzuklären. Beispiels¬weise den Versuch der Nachnutzung als biodynamischer Landbaubetrieb. Die Idee der Integration auch der signifikanten Gebäudekulisse der ehemaligen Verwaltung und der Lehr- und Forschungsanstalt in die KZ-Gedenkstätte scheitert leider vor allem an den Eigentums¬verhältnissen. Deren Zukunft bleibt deshalb eine städtebauliche und architektonische Herausforderung, der sich die Stadt Dachau selbst stellen muss.
Einen guten Weg hat man für das kleine, versteckt gelegene „Bienenhaus“ gefunden, das seit einigen Jahren der Verein Zum Beispiel Dachaunutzt. Er hat sich mit Erforschung, Ausstellungen und Publikationen in beachtenswerter Weise um die Erinnerung an das Areal der Plantage verdient gemacht. Der Gewerbebau der Fa. Marco wurde 1992 erstellt, 2010 erweitert und steht exemplarisch für die spätere Nutzung der Fläche.